Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Work-Life-Balance. Working from home. Das Buzzword Bingo des 21. Jahrhunderts. Aktuell sind diese Phrasen in aller Munde und als Arbeitgeber wird es spätestens jetzt Zeit sich ernsthaft rund um das Thema flexible Arbeitszeitmodelle Gedanken zu machen. Denn Fakt ist, wir verbringen die meiste Zeit des Tages bei unserem Job. Verständlich also, dass Arbeitszeiten für viele mittlerweile eines der wichtigsten, vielleicht sogar das wichtigste, Kriterium für die Auswahl ihres Arbeitsplatzes sind. Doch welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es? Welche Möglichkeiten haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer? Alles rund ums Thema flexible Arbeitszeitmodelle erfährst Du in unserem Artikel. Und eins gleich vorweg: Wie immer führen mehrere Wege nach Rom!
Inhalt:
- Flexible Arbeitszeiten werden immer wichtiger! Was muss sich ändern?
- Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?
- Warum profitieren Arbeitgeber und Arbeitnehmer von flexiblen Arbeitszeitmodellen?
- Wie kannst Du als Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle einführen?
- Probieren geht über Studieren lautet die Devise!
Flexible Arbeitszeiten werden immer wichtiger! Was muss sich ändern?
Eins dürfte bereits jedem aufgefallen sein: Der Konsens unter den Arbeitnehmern lautet: Flexible Arbeitszeiten müssen her. Nicht nur Millennials, die sogenannte „Generation Y“, stellt diese Forderung an den Arbeitsmarkt. Auch Mütter, Väter und ältere Generationen wünschen sich mehr Flexibilität im Job.
Arbeitgeber müssen sich dem neuen Mindset der Arbeitnehmer anpassen. Wer als Arbeitgeber glaubt nichts umstellen zu müssen, der irrt. Wer nämlich an seinen starren Strukturen festhält, der verspielt in Zeiten von Fachkräftemangel und Talentknappheit seine Wettbewerbsfähigkeit. Eine aktuelle Statistik zeigt, dass 71% der Arbeitnehmer flexiblen Arbeitszeiten bei ihrer Entscheidung für ihren aktuellen Arbeitsplatz einen wichtigen oder sehr wichtigen Stellenwert zukommen lassen:
Das bedeutet: Wir müssen uns langsam aber sicher vom klassischen Nine-to-Five-Job verabschieden! Sicher fällt die Entscheidung für flexiblere Arbeitszeiten vielen Arbeitgebern nicht leicht. Man kann nicht leugnen, dass dafür ein Mindestmaß an Vertrauen nötig ist. Aber das sollte man dem wichtigsten Gut eines jeden Unternehmens doch entgegenbringen, oder?
Als Arbeitgeber sollte man sich nicht nur von dem Gedanken, jeden Schritt des Angestellten kontrollieren zu können, verabschieden, sondern auch von der Phrase „Das haben wir schon immer so gemacht!“. Unternehmen profitieren nämlich durchaus von einer Lockerung dieser altbackenen Mentalität. Denn Mitarbeiter, die sich bei ihrem aktuellen Arbeitgeber wohl fühlen, haben kein Bedürfnis sich einen neuen Job zu suchen. Die Fluktuation würde somit sinken. Außerdem gilt wer glücklich und entspannt in seinem Job ist, der ist ausgeglichener und weniger krank. Um Burnout, wochenlangen Ausfall und im schlimmsten Fall der Kündigung vorzubeugen, ist es wichtig, sich einen Schritt auf den Arbeitnehmer zuzubewegen.
Einen Überblick über die gängigsten Arbeitszeitmodelle geben wir Dir im folgenden Abschnitt!
Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?
Eins sei schon vorweggesagt: Es gibt einige flexible Arbeitszeitmodelle! Wichtig ist, dass das jeweilige Modell zum Unternehmen und den täglichen Aufgaben und Herausforderungen der Arbeitnehmer passt.
Gleitzeit mit Kernarbeitszeit:
- Gleitzeit bedeutet, dass kein fester Anfangs- und Endzeitpunkt gesetzt ist.
- Während der Kernarbeitszeit herrscht Anwesenheitspflicht seitens der Mitarbeiter, wichtige Termine und Absprachen finden in dieser Zeit statt.
- Meist liegt die Kernarbeitszeit ungefähr in der Mitte des Tages.
- Vorteil: Abdeckung von arbeitsintensiven Stunden bei gleichzeitiger Flexibilität.
Teilzeit:
- Das Teilzeitmodell ist das sicher bekannteste und einfachste Arbeitszeitmodell.
- Angestellte in Teilzeit haben die Möglichkeit die genaue Stundenanzahl mit ihrem Chef gemeinsam festzulegen.
- Auch die Anzahl der Arbeitstage pro Woche sind anpassbar.
- Es bleibt mehr Zeit für das Privatleben des Arbeitnehmers.
- Vorteil für Arbeitgeber: Geringere Personalkosten.
Vertrauensarbeitszeit:
- Höchste Flexibilität, Arbeitnehmer bestimmt selbst über Beginn und Ende des Arbeitstages.
- Weniger Fokus auf Präsenz am Arbeitsplatz, als auf fristgerechtes Abarbeiten der Aufgaben.
- Keine Zeiterfassung notwendig.
6-Stunden-Tag:
- Höhere Work-Life-Balance für Arbeitnehmer.
- Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, denn Studien beweisen: Arbeitnehmer schaffen dasselbe Pensum wie an einem 8-Stunden-Tag.
- Die verfügbare Zeit wird produktiver genutzt.
- Vorteil gegenüber dem Teilzeitmodell: Volles Gehalt bei weniger Arbeit.
4-Tage-Woche:
- Die 5-Tage-Woche wird auf 4 Tage gekürzt.
- Zwei Möglichkeiten: 4-Tage-Woche mit gleicher Stundenzahl vs. 4-Tage-Woche mit geringerer Stundenzahl.
- Mit gleicher Stundenzahl arbeitet der Arbeitnehmer zwar nur 4 statt 5 Tage, dafür aber länger als sonst, das Gehalt bleibt gleich.
- Mit geringerer Stundenzahl arbeitet der Arbeitnehmer statt 40 Stunden die Woche nur 32 Stunden die Woche, dabei verringert sich aber das Gehalt.
Homeoffice:
- Homeoffice ist in vielen modernen Unternehmen mittlerweile schon gang und gäbe.
- Konkret bedeutet Homeoffice nichts anderes als Heimarbeit, der Arbeitnehmer arbeitet also von zu Hause aus.
- Die Möglichkeit auf Homeoffice erspart dem Arbeitnehmer teilweise lange Arbeitswege und ermöglicht ihm eine freie Zeiteinteilung.
- Vorteil für den Arbeitgeber: Qualifiziertes Personal zu beschäftigen, das nicht die Möglichkeit hat, näher an den Arbeitsort zu ziehen.
Jahresarbeitszeit:
- Bei der Jahresarbeitszeit wird keine wöchentliche oder monatliche Arbeitszeit festgelegt, sondern eine für das ganze Jahr.
- Am Ende des Jahres müssen die vereinbarten Stunden abgearbeitet sein, wann der Arbeitnehmer arbeitet entscheidet er selbst.
- So ist eine hohe Flexibilität möglich, dem Arbeitnehmer ist es z. B. möglich in der ersten Jahreshälfte viel zu arbeiten, um die zweite ruhiger angehen zu lassen.
- Eine gute Planung ist trotzdem unabdingbar, damit der Arbeitgeber sicherstellen kann, dass genug Arbeitnehmer zu jeder Zeit anwesend sind.
Weitere Möglichkeiten und Modelle:
- Wahlarbeitszeit
- Funktionszeit
- Lebensarbeitszeit
- Job-Sharing
Warum profitieren Arbeitgeber UND Arbeitnehmer von flexiblen Arbeitszeitmodellen?
Wenn Du das nötige Vertrauen in Deine Mitarbeiter investierst und auf flexiblere Arbeitszeitmodelle setzt, wirst Du sehen, es lohnt sich und das für beide Seiten. Ein zufriedener Mitarbeiter ist nämlich immer auch ein entspannter und glücklicher Mitarbeiter und am Ende hat er mehr Kraft und Energie, die er in seine Arbeit stecken kann.
Handfeste Gründe, die einen Arbeitnehmer bei der Einführung flexibler Arbeitszeiten zufriedener stimmen, sind:
- Sie können dann arbeiten, wenn sie am produktivsten sind.
- Sie genießen mehr Zeit mit der Familie und Freunden und zwar genau dann, wenn diese auch Zeit haben.
- Sie haben mehr von den Sommermonaten.
- Sie können private Termine besser planen und entspannter wahrnehmen.
- Sie können in der Mittagspause Sport machen ohne Zeitdruck zu haben, um noch entspannter zu sein.
Mit flexibleren Arbeitszeitmodellen kann man außerdem auch Beschäftigte im Unternehmen halten, die ihre Tätigkeit in einem starren Konstrukt nicht weiter ausüben können. Dazu zählen nicht nur (alleinerziehende) Mütter/Väter oder Personen, die pflegebedürftige Angehörige haben, sondern auch Mitarbeiter, die einen langen Arbeitsweg haben bzw. auf schlechte/öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind und Mitarbeiter die aufgrund von chronischen Krankheiten häufiger einen Arzt besuchen müssen.
Spontanere Personalplanungen kommen aber auch Arbeitgebern entgegen, denn je nach Auftragslage kann überprüft werden, wie hoch die Auslastung der Mitarbeiter ist. So kann zu Peak Zeiten der Feierabend etwas nach hinten verschoben werden, anders herum kann das Sommerloch genutzt werden, um die Mitarbeiter früher in den Feierabend zu schicken. Hochphasen werden entspannter abgefedert und auf Veränderungen kann adhoc reagiert werden.
Wie kannst Du als Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle einführen?
Bei der Einführung flexibler Arbeitszeiten gibt es kein generelles Vorgehen oder Patentrezept, denn wie immer gilt: Es kommt auf das Unternehmen und das gewählte Modell an. Ganz allgemein kann man sich als Arbeitgeber an diesen fünf Schritten orientieren:
- Bedarf ermitteln: Analysiere den Ist-Zustand und schaue auf aktuelle Stärken und Schwächen, die das derzeitige Arbeitszeitmodell hat. Zudem ist es essentiell herauszufinden, welche Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung Dein Unternehmen überhaupt zulässt. Denn bei aller Großzügigkeit muss das Wohl des Unternehmens im Auge behalten werden.
- Zuständigkeiten benennen: Definiere die Einführung der flexiblen Arbeitszeitmodelle als Projekt und gehe es ähnlich strukturiert an. Idealerweise stellt man eine Projektgruppe zusammen, die sich der Aufgabe annimmt. Um eine gewisse Objektivität zu gewährleisten, sollten Mitarbeiter verschiedenster Positionen in der Projektgruppe vertreten sein.
- Einführung vorbereiten: Zunächst sollte sichergestellt werden, dass alle Prozesse, die einen Einfluss auf die Arbeitszeiten haben, an die Gegebenheiten des neuen Projektes angepasst sind. Informiere alle Mitarbeiter frühzeitig über die anstehenden Veränderungen und erkläre noch einmal detailliert, was mit der Einführung erreicht werden soll. Zusätzlich sollte kommuniziert werden, auf welche Art die Mitarbeiter Feedback zum neuen Arbeitszeitmodell geben können.
- Neues Modell einführen: Es empfiehlt sich zunächst eine Testphase. Diese kann in einem definierten Zeitraum erfolgen. Hilfreich kann auch sein, die Testphase mit nur einer Abteilung/einem Team durchzuführen. Wenn der Test erfolgreich verlaufen ist, kann es endlich richtig losgehen.
- Evaluieren und entwickeln: Sobald das Projekt „flexible Arbeitszeitmodelle“ gestartet ist, solltest Du kontinuierlich beobachten, analysieren und Feedback einholen. Da sich die Bedürfnisse Deiner Mitarbeiter im Laufe der Zeit verändern können, ist es notwendig das Modell gegebenenfalls anzupassen.
Generell gilt: Erfolge als auch Misserfolge messen! Was hat sich konkret nach der Einführung der flexiblen Arbeitszeiten für Dich und Deine Mitarbeiter geändert? Achte auf Kleinigkeiten und sei offen gegenüber Veränderungen und neuen Situationen.
Probieren geht über Studieren lautet die Devise!
Das starre Nine-to-Five-Arbeitszeitmodell ist offensichtlich veraltet und auch durch die Arbeitnehmer längst abgewählt, denn Statistiken lügen nicht. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von alternativen Modellen, die nur darauf warten ausgetestet zu werden. Das Gute ist: Du als Unternehmen entscheidest, welcher Weg der richtige ist. Als Arbeitgeber muss man sich nicht für exotische Arbeitszeitmodelle entscheiden, denen man skeptisch gegenübersteht. Alle Strukturen zu lockern ist vielleicht nicht möglich, da die Mitarbeiter z. B. zu gewissen Zeiten für Kunden erreichbar sein müssen, aber schon die Möglichkeit im Gleitzeitmodell zu arbeiten bietet höchste Flexibilität.
Eine Umstellung geht außerdem mit etwas mehr Planung einher. Prozesse müssen aktiv mitgestaltet werden, um nicht den Überblick zu verlieren. Zudem ist Feedback sehr wichtig, denn jeder nimmt Dinge manchmal ganz anders wahr.
Vertrauen ist die Basis eines guten Arbeitsverhältnisses und noch mehr bei der Einführung flexibler Arbeitszeiten. Nur welches Unternehmen sich dessen bewusst ist, kann auf Dauer erfolgreich sein, denn gute Mitarbeiter sind das höchste Gut eines Unternehmens und nur mit ihnen kannst Du Dein Unternehmen zum Erfolg führen!
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